Abends fällt einem ein, dass morgen der Neffe Geburtstag hat; Weihnachten rückt näher und man findet einfach nicht die Zeit, noch die letzten Geschenke zu besorgen – viele von uns kennen diese Situation. Aber vielleicht ist draußen auch das Wetter einfach zu schlecht, das Sofa zu gemütlich oder in den Geschäften in der Stadt ist das, was man sucht, partout nicht erhältlich. Dank Online-Shopping sind all diese Punkte kein Hinderungsgrund dennoch den Einkauf zu erledigen und die Besorgung teilweise dank „Same-Day“-Lieferung sogar noch am gleichen Tag oder zumindest innerhalb der nächsten 24 Stunden in den Händen zu halten. E-Commerce ist ein unfassbar großes Thema, das absolute Omnipräsenz im Alltag eingenommen hat.

Kurz gesagt: Etwas, was so verlockend und simpel ist, erfreut sich sehr großer Beliebtheit und ist für die Anbieter entsprechend lukrativ, denn der private Konsum nimmt laut Statista seit den 90er-Jahren stetig zu. Noch nie war Einkaufen so einfach wie heute und gleichzeitig steht diesen Möglichkeiten berechtigte Kritik gegenüber. Der Einzelhandel leidet zunehmend, die Umweltauswirkungen sind nicht zu vernachlässigen und der Konsument muss in puncto Markensicherheit / Fälschungssicherheit immer stärker die Augen nach Plagiaten offenhalten und oft sehr genau hinschauen.

Der Megatrend Konsum hat viele Gesichter: Neben dem klassischen Einkaufsverhalten gehören auch die Freizeitgestaltung und der Wohlfühlfaktor mit in den Konsumsektor. Auch hier verändert sich der Markt mit stetig zunehmendem Tempo. Überall dort, wo rasante Entwicklungen stattfinden, ist gewöhnlicherweise auch Potential für den Investor zu finden. Wir wollen im Folgenden einige Bereiche aus dem Bereich E-Commerce beleuchten und einige Unternehmen aufführen, die in den letzten Jahren verstärkt in das Sichtfeld von Kunden aber auch von Investoren gerückt sind.

Zyklischer Konsum vs. Basiskonsum

Dass ein Investment in Aktien des Basiskonsums, also in Anbieter von Waren des alltäglichen Gebrauchs, ein durchaus stabiles Fundament des eigenen Portfolios sein kann, ist sicherlich keine Neuigkeit. Dieser Bereich gilt seit jeher als überaus krisenbeständig.

Zyklische Konsumgüter hingegen, wie Elektronik, Autos und Luxusartikel, sind stark von der wirtschaftlichen Konjunktur abhängig und erleben in Boomphasen einen Anstieg der Nachfrage, während sie in Rezessionszeiten oft Einbrüche verzeichnen. Gleichzeitig sind in diesem Bereich aber auch die Margen und dementsprechend die Renditechancen wesentlich höher. Ein Investment zeichnet sich durch attraktive Chancen in Wachstumsphasen aus.

Der Megatrend Konsum spiegelt sich in beiden Bereichen wider: Während Basiskonsumgüter durch die wachsende Weltbevölkerung und zunehmende Urbanisierung stetig an Bedeutung gewinnen, werden zyklische Konsumgüter stark von Veränderungen im Konsumverhalten und technologischen Innovationen beeinflusst. Es wird deutlich, wie sich Konsummuster verschieben, wobei Nachhaltigkeit und technologische Fortschritte immer mehr an Bedeutung gewinnen und sowohl den Basiskonsum als auch den zyklischen Konsum prägen. Unternehmen, die sich hier im Bereich Onlinehandel, Logistik, bei innovativen Produktionstechnologien aber auch im dynamischen bzw. individualisierbaren Marketing spezialisiert haben, profitieren von dem steigenden Trend im privaten Konsum. Das Schlagwort ist hier: E-Commerce.

Was ist E-Commerce?

E-Commerce, oder elektronischer Handel, bezeichnet den Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen über das Internet. Der Prozess umfasst typischerweise die folgenden Schritte: Kunden besuchen eine Website oder App, wählen Produkte aus, legen sie in den Warenkorb, schließen die Bestellung ab und bezahlen online. Die Ware wird anschließend entweder direkt an den Kunden geliefert oder über ein Abholnetzwerk bereitgestellt.

Plattformen wie Amazon, eBay und Shopify bieten eine benutzerfreundliche Schnittstelle, die sowohl Verkäufern als auch Käufern den Handel erleichtert. Diese Plattformen integrieren Payment-Gateways, Logistiklösungen und Kundendienstsysteme, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Automatisierte Lagerverwaltung, Tracking-Systeme und Partnerschaften mit Kurierdiensten sorgen dafür, dass Bestellungen effizient bearbeitet und pünktlich zugestellt werden. Zahlungsmethoden wie Kreditkarten, digitale Wallets (z.B. PayPal, Apple Pay) und neuere Technologien wie Kryptowährungen ermöglichen den sicheren und schnellen Transfer von Geld.

Durch den Einsatz von Big Data und Künstlicher Intelligenz analysieren Plattformen das Kaufverhalten der Nutzer, um personalisierte Empfehlungen zu geben und Marketingstrategien zu optimieren.

Überschneidungen der Megatrends im E-Commerce

Wie bei den meisten Beiträgen zum Thema Megatrends sind auch im E-Commerce die Schnittstellen mannigfaltig.

Die zunehmende Nutzung von Smartphones hat den Mobile Commerce (m-Commerce) gefördert. Apps und mobile Websites ermöglichen es Nutzern, jederzeit und überall einzukaufen, was zu einem Anstieg der mobilen Transaktionen geführt hat. Gefördert wird diese Entwicklung durch Künstliche Intelligenz und Automatisierung. KI wird eingesetzt, um personalisierte Einkaufserlebnisse zu schaffen, Chatbots im Kundenservice zu integrieren und Prozesse wie Lagerverwaltung und Logistik zu optimieren. Dies verbessert Effizienz und Kundenzufriedenheit.

Verstärkt wird dies durch AR und VR-Technologien, die den Konsumenten immersive Einkaufserlebnisse bieten, bei denen Kunden Produkte virtuell ausprobieren können, bevor sie kaufen. Diese Technologien verbessern die Benutzererfahrung und erhöhen die Kaufbereitschaft.

Hinzu kommt der sog. Social Commerce: Die Verschmelzung von sozialen Medien und E-Commerce ermöglicht es Nutzern, Produkte direkt über Plattformen wie Instagram, Facebook oder TikTok zu kaufen. Diese Entwicklung nutzt soziale Netzwerke als Verkaufsplattformen und nutzt Influencer-Marketing für eine größere Reichweite.

In Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit entwickelt sich der sogenannte Green E-Commerce. Mit dem zunehmenden Bewusstsein für Umweltschutz gewinnen nachhaltige Produkte und umweltfreundliche Geschäftsmodelle an Bedeutung. Unternehmen integrieren nachhaltige Praktiken in ihre Lieferketten und bieten umweltfreundliche Verpackungen und CO2-neutrale Lieferoptionen an.

Blockchain-Technologie wird für sicherere, transparente Transaktionen und zur Bekämpfung von Betrug im E-Commerce verwendet. Diese Technologie ermöglicht eine nachvollziehbare Herkunftsprüfung von Produkten und schützt vor Fälschungen. Dies ist notwendig, da eine Kontrollierbarkeit der Qualität, der Echtheit der Produkte und von Schutzsiegeln nicht zwangsläufig gewährleistet ist, obwohl dem Konsumenten online das Gegenteil suggeriert wird. Plattformen wie Temu bieten dank Verzicht auf Zwischenhändler, möglichem Verzicht auf Qualitätssiegel, günstigen Produktionsorten etc. teilweise unschlagbar günstige Produkte an, deren Qualität jedoch sehr schwankend ist und teilweise stark von den Originalprodukten im Fachhandel abweicht. Hinzu kommen noch die sog. Fake-Shops, die Produkte anbieten, die der Käufer niemals erhalten wird.

Kritik an E-Commerce

Wie soeben angedeutet steht der Online-Handel trotz seiner positiven Auswirkungen und Erlebnisse für den Konsumenten in anderen Bereichen nicht unbegründet in der Kritik.

Ein großer Bereich ist hier der Datenschutz: Im E-Commerce werden große Mengen an persönlichen Daten gesammelt, darunter Name, Adresse, Zahlungsinformationen und Kaufgewohnheiten. Diese Daten sind ein attraktives Ziel für Cyberangriffe, Datenlecks und Missbrauch. Datenschutzverletzungen können zu Identitätsdiebstahl, finanziellen Verlusten und einem Vertrauensverlust bei den Kunden führen.

Hinzu kommen die Umweltauswirkungen. Der E-Commerce-Sektor trägt erheblich zur Umweltbelastung bei, vor allem durch Verpackungsmüll, CO2-Emissionen aus dem Versand und den Energieverbrauch von Servern und Datencentern. Die Zunahme des Online-Handels führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Versanddienstleistungen und Verpackungsmaterialien, was die Umwelt weiter belastet. Die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bleibt eine Herausforderung, insbesondere für schnell wachsende Unternehmen.
Großer Kritikpunkt sind die Arbeitsbedingungen im E-Commerce-Sektor. Viele E-Commerce-Unternehmen, insbesondere im Lager- und Logistikbereich, setzen auf kostengünstige Arbeitskräfte, oft unter prekären Bedingungen. Dies betrifft häufig die Beschäftigten in Distributionszentren, die unter hoher Arbeitsbelastung und geringer Bezahlung arbeiten.

Oft führen Konsumenten, ironischerweise obwohl sie den Online-Handel ebenfalls nutzen, auf, dass man sich nicht als Kunden wertgeschätzt fühlt. Während E-Commerce zwar viele Bequemlichkeiten bietet, kann die Abwesenheit direkter Kundeninteraktion, persönlicher Beratung und das Fehlen eines physischen Einkaufserlebnisses zu einer geringeren Kundenbindung führen. Kunden könnten sich nach persönlichem Service und direkter Ansprache sehnen, was bei Online-Shopping-Erlebnissen oft fehlt. Dies kann zu einer höheren Rücksendequote, geringerer Kundenzufriedenheit und einer höheren Abwanderung zu Konkurrenten führen.

Hinzu kommen die Auswirkungen auf den Einzelhandel, da oft das Bild entsteht, dass der Einzelhandel durch E-Commerce zwangsläufig sterben muss.

E-Commerce vs. Einzelhandel

Spätestens seit der Lockdown-Zeit hat sich das Konsumverhalten der Kunden nachhaltig verändert. Verbraucher haben sich endgültig an die Bequemlichkeit und Flexibilität des Online-Shoppings gewöhnt, was zu einem Rückgang der Kundenfrequenz in stationären Geschäften führt.

Zuletzt sei der Investitionsdruck genannt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen viele Einzelhändler in digitale Technologien, E-Commerce-Plattformen und Omnichannel-Strategien investieren. Diese Investitionen sind kostspielig und können insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen eine finanzielle Belastung darstellen. Doch gerade hier entstehen auch die Chancen des Einzelhandels.
Durch die Integration von Online- und Offline-Kanälen können Einzelhändler durch Omnichannel-Strategien ein nahtloses Einkaufserlebnis bieten, bei dem Kunden Produkte online bestellen und im Geschäft abholen oder umgekehrt. Solche Strategien können die Kundenbindung stärken und den Umsatz steigern.

Punkten kann der Einzelhandel durch Personalisierungsmöglichkeiten und durch das Einkaufserlebnis. Einzelhändler können Datenanalysen nutzen, um personalisierte Angebote zu schaffen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden eingehen. Darüber hinaus kann es strategisch sinnvoll sein, sich auf das Bieten von Erlebnissen zu konzentrieren, die online nicht reproduziert werden können, wie persönliche Beratung, Events und Workshops. Durch die Schaffung einzigartiger Einkaufsmöglichkeiten kann die Kundenzufriedenheit erhöht werden.

Ausblick

Die im Vorangegangenen aufgeführten Punkte verdeutlichen, dass E-Commerce sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Unternehmen müssen Strategien entwickeln, um diese Herausforderungen zu meistern, während sie gleichzeitig innovative und kundenorientierte Lösungen anbieten. Grundsätzlich bleibt aber festzuhalten, dass uns der digitale Konsum von Waren und Dienstleistungen auf Dauer erhalten bleiben und uns stets begleiten wird. Ein Investment in Unternehmen, die in diesen Bereichen Innovationen bieten und das Potential haben, Marktmacht zu entwickeln, kann dementsprechend immer eine gute Idee sein.

Autor: Hans Christian Gröhn

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