Ein regelmäßiges Einkommen aus Dividendenzahlungen generieren und gleichzeitig das Kapital durch Kursgewinne erhöhen: Das ist das Ziel der Dividendenstrategie, bei der Anleger gezielt in Aktien von Unternehmen investieren, die regelmäßig einen Teil ihres Gewinns an Aktionäre ausschütten. Wir haben Vorteile und Nachteile der Dividendenstrategie zusammengefasst.
Auf einen Blick: So funktioniert die Dividendenstrategie
Auswahl von Dividenden-Aktien: Bei der Dividendenstrategie geht es zunächst darum, die richtigen Dividenden-Aktien auszuwählen. Anleger suchen nach Unternehmen mit stabilen Cashflows und einer langen Historie an Dividendenzahlungen. Die Ausschüttungen sollten zudem nachhaltig sein. Das bedeutet: Das Unternehmen hat genügend freie Mittel, um auch in Zukunft Dividenden auszuschütten.
Regelmäßige Einkommen: Durch den Kauf von Dividenden-Aktien erhalten Anleger ein regelmäßiges Einkommen in Form der Gewinnbeteiligungen. Dividenden werden entweder in bar ausgeschüttet oder als zusätzliche Aktien ausgegeben. Sie können dieses Einkommen als passives Einkommen nutzen oder reinvestieren, um Ihr Portfolio zu erweitern.
Stabilität des Portfolios: Die Dividendenstrategie bietet eine gewisse Stabilität für das Portfolio, da Aktien von Unternehmen, die Dividenden zahlen, tendenziell weniger volatil sind. Sie unterliegen weniger Marktschwankungen und schneiden in Krisenzeiten mit höherer Wahrscheinlichkeit besser ab.
Wachstumspotenzial: Unternehmen, die Dividenden zahlen, haben in der Regel eine stabile Finanzlage und können das Kapital für Wachstumsinvestitionen nutzen, wobei Dividendenauszahlungen die Mittel schmälern, die für Investitionen zu Verfügung stehen.
Risiken: Wie bei jeder Anlagestrategie gibt es auch bei der Dividendenstrategie Risiken. Unternehmen können die Dividendenzahlungen kürzen oder ganz einstellen, was zu einem Rückgang des Einkommens und des Aktienkurses führen kann.
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Das spricht für Aktien mit Dividendenausschüttung
Viele Anleger bevorzugen Aktien, die hohe Dividenden ausschütten. Langfristig stellen diese einen wichtigen Bestandteil der erzielten Gesamtrendite dar.
Dividenden als regelmäßiges Einkommen
Besonders interessant sind Aktiven mit Dividendenausschüttungen für Marktteilnehmer, die auf ein regelmäßiges Einkommen aus ihren Portfolios angewiesen sind, zum Beispiel Rentner, die ihren Kapitalstock möglichst nicht durch Anteilsverkäufe reduzieren möchten. Dabei trifft es sich gut, dass insbesondere etablierte Unternehmen, die stabile Gewinne erzielen und vergleichsweise krisenfest sind, oft einen großen Teil ihrer Gewinne ausschütten. Damit signalisieren sie wirtschaftliche Stärke und eine gewisse Verpflichtung, ihre Dividendenpolitik dauerhaft beizubehalten. Einige Unternehmen haben ihre Dividenden über Jahrzehnte nicht reduziert.
Geringere Volatilität und Inflationsschutz
Im Vergleich dazu sind Aktienrückkäufe stärker von der Konjunktur abhängig. Zwar kann diese alternative Form der Gewinnausschüttung ebenfalls sinnvoll sein. Aber sie ist nicht so verlässlich wie die traditionelle Dividende, die auch in Zeiten schwachen Wachstums und fallender Märkte eine solide Einnahmequelle bietet. Es ist deshalb kein Zufall, dass Dividenden-Aktien in Wirtschaftskrisen regelmäßig stabilere Kurse sowie eine geringere Volatilität aufweisen. Zudem können Dividenden vor Inflation schützen, wenn die Unternehmen in der Lage sind, entsprechend höhere Preise durchzusetzen.
Dividenden „zwingen“ zu wirtschaftlichen Entscheidungen
Das geringere Risiko lässt sich auch auf Unternehmensebene begründen. Hier stellt die Dividende ein disziplinierendes Element dar. Denn dadurch, dass die Ausschüttung von Vornherein eingeplant ist, muss das Management vorausschauend denken und Cashflows knapper kalkulieren. Das reduziert die Gefahr, dass unwirtschaftliche Projekte umgesetzt werden – ein Problem, das häufig in guten Zeiten auftritt. In diesen erleichtert es der gefühlte Überfluss, sich in prestigeträchtigen, aber wirtschaftlich überflüssigen Vorhaben zu verrennen. Mit anderen Worten: Dividenden schränken das Management dabei ein, Geld zum Fenster hinauszuwerfen.
Passives Einkommen mit Dividenden
Und noch etwas spricht für Dividenden: Sie sind eine regelmäßige „Belohnung“ bzw. ein passives Einkommen für Anleger, die an ihrem Investment festhalten. Es sind die Früchte der Geldanlage, die automatisch gutgeschrieben werden und Anlegern frei zur Verfügung stehen. Das macht Investments greifbarer, da man direkt nachvollziehen kann, dass das angelegte Geld wirklich „arbeitet“. So entsteht ein Anreiz, langfristig am Ball zu bleiben, was nachweislich bessere Renditen ermöglicht als ein ständiges Hin und Her.
Das spricht gegen Dividendenaktien
Die Bedeutung von Dividendenzahlungen wird überschätzt. Für sich genommen sind sie kein „Vorteil“, wie viele Anleger glauben. Denn theoretisch sollte es keinen Unterschied machen, ob Gewinne ausgeschüttet oder einbehalten werden.
Keine Dividenden bei jungen, stark wachsenden Unternehmen
In der Praxis gibt es eindeutig Fälle, in denen Dividenden nicht sinnvoll sind. So ist es bei jungen und schnell wachsenden Unternehmen wichtiger, ins eigene Geschäft zu investieren und das maximale Potenzial zu entfalten, statt den Spielraum für Innovationen durch Ausschüttungen zu begrenzen. Innerhalb dieser Unternehmen arbeitet das Kapital besser als auf dem Konto der Anleger.
Dividenden nur für profitable Unternehmen sinnvoll
Zudem sind Ausschüttungen kontraproduktiv, wenn kein Gewinn erzielt wird oder das Unternehmen hohe Schulden und damit hohe Zinskosten hat. Hier sollte mit dem frei verfügbaren Cash zuerst diese Last reduziert werden. Im Extremfall haben Unternehmen ihre Dividenden sogar direkt über Kredite finanziert, nur um die traditionelle Kontinuität der Zahlung beizubehalten.
Fokus nicht allein auf Dividenden setzen
Aber auch klassische Dividendentitel können eine trügerische Sicherheit vermitteln. Denn wer nach den höchsten Ausschüttungsrenditen sucht, landet oft bei Unternehmen, die sich in Schwierigkeiten befinden. Damit sitzen Anleger einer Illusion auf: Der gefallene Kurs der Aktien lässt die erwartete Dividendenrendite steigen, doch nicht selten folgen später Kürzungen infolge des operativ verschlechterten Geschäfts. Letztlich folgt die Dividende der wirtschaftlichen Entwicklung, sodass höher bewertete Qualitätsaktien oft die bessere Wahl sind. Wichtiger als die Ausschüttung ist dabei ein solides Geschäftsmodell, das sich wie bei sogenannten Burggraben-Aktien verteidigen lässt. Die besten Aktien zahlen gar keine Dividende, sondern wachsen sehr schnell (und im Idealfall auch profitabel) und erzielen deshalb die höchsten Kursgewinne. Wer also von Vornherein nur auf Dividenden schaut, um passives Einkommen zu erzielen, verpasst die besten Chancen am Markt.
Aktienrückkäufe als Alternative zu Dividenden-Aktien
Aktienrückkäufe sind eine Alternative zur Gewinnausschüttung und vor allem in den USA beliebt. Die Hauptgründe dafür sind Steuervorteile und eine höhere finanzielle Flexibilität, wann und wie die Rückkäufe erfolgen können. Laut S&P Global sank der Anteil von Unternehmen, die eine Dividende zahlen, von 78 Prozent im Jahr 1980 auf 43 Prozent im Jahr 2018. Gleichzeitig stieg der Anteil von Unternehmen mit Aktienrückkäufen im gleichen Zeitraum von 28 auf 53 Prozent.
Dividenden und Aktienrückkäufe
Die Grafik zeigt die langfristige Entwicklung von Dividenden und Aktienrückkäufen für alle Aktien im S&P 500 (annualisiert, in Bio. US-Dollar). Während sich die Dividenden (grüne Balken) relativ stabil entwickelten, schwankten die Rückkäufe (blaue Balken) stärker mit dem Börsenverlauf (rote Linie). Allerdings waren die Dividenden nur in schlechten Börsenjahren höher als die Aktienrückkäufe. In Europa fokussieren sich Anleger und Unternehmen aber nach wie vor stärker auf Dividenden.
Quelle: Yardeni Research